Mit diesen Bibliotheken erstellst du barrierefreie PDFs

Einleitung

Die Notwendigkeit für Unternehmen und Organisationen barrierefreie PDFs zu erstellen, ist unumgänglich. Lesen Sie, welche Bibliothek Ihre IT einsetzen muss, damit auch Ihr Unternehmen sofort barrierefreie PDFs erstellen kann.

Barrierefreie Dokumente und die Gesetzeslage

Die Gesetzeslage zu Dokumenten, darunter fallen auch PDFs, ist länderspezifisch. Doch die Tendenz in den westlichen Ländern ist ziemlich eindeutig. Nahezu alle Länder haben bereits Gesetze oder Richtlinien, die das Thema Barrierefreiheit abdecken.

In den USA regelt es Section 508. In der EU ist auch bereits die Frist verstrichen, die dafür sorgen soll, dass jedes EU-Mitgliedsland Barrierefreiheit in den eigenen Gesetzen aufnehmen sollen.

Natürlich sind die Gesetzte allgemein und betreffen nicht nur Dateien wie PDFs. Jedoch ist eindeutig, dass die Wichtigkeit und Dringlichkeit von Barrierefreiheit auch in der digitalen Welt an Bedeutung zugenommen hat.

Während jedes Land seine eigenen Formulierungen und Anforderungen an die Barrierefreiheit stellen kann, gibt es dennoch eine Art Leitfaden, an denen sich die Macher digitaler Produkte orientieren. Das sind im Wesentlichen die “Web Content Accessibility Guidelines” (WCAG).

Wer benötigt barrierefreie PDFs?

Wer die Richtlinien oder Gesetzte gelesene hat, wird feststellen, dass vor allem öffentliche Einrichtungen wie Behörden in die Pflicht genommen werden, ihre Webseiten und digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten. 

Aber auch Unternehmen wie Banken, Verkehrsgesellschaften, Stromanbieter usw., deren Produkte von einer breiten Masse genutzt werden, sollen Ihre Onlinedienste jetzt oder in naher Zukunft barrierefrei anbieten.

Selbst wenn Ihr Unternehmen durch die gesetzlichen Vorgaben nicht direkt angesprochen wird, wird das Thema nicht an Ihnen spurlos vorbeikommen. Zum einen ist es sicherlich in Ihrem Interesse sein, so viele Kunden wie möglich zu erreichen und zum anderen setzen sich positive Erwartungen schnell durch. Wenn Sie später negativ auffallen, weil Ihre Webseite oder Dokumente nicht barrierefrei sind, kann das schnell negative Publicity in den sozialen Medien erzeugen.

Mit anderen Worten, das Thema Barrierefreiheit wird in absehbarer Zeit alle Unternehmen betreffen, die online Angebote haben.

Während Internetseiten durch ihre zugrundeliegende HTML Struktur gut barrierefrei gestaltet werden können, gibt es mit PDF einige Schwierigkeiten zu überwinden. Ursprünglich waren PDFs nichts weiter als eine Ansammlung von Anweisungen, die ähnlich wie in einem Bild beschrieben haben, wo welche Farben und Formen platziert werden sollen.

Was macht ein PDF barrierefrei?

Bevor wir die technische Umsetzung von barrierefreiem PDF betrachten, sollten wir uns den Gedanken hinter Barrierefreiheit in den Hinterkopf rufen. Bei barrierefreien Dokumenten geht es darum, die Inhalte möglichst allen Menschen zugänglich zu machen. Dabei haben einige Menschen die unterschiedlichsten Einschränkungen. Folgende Beispiele sollen die Bandbreite nur andeuten.

• Eingeschränktes Sichtfeld. Für diese Personen ergibt es Sinn, zusammenhängende Inhalte immer in unmittelbarer Nähe zueinander zu platzieren.
• Kontrastschwäche. Diese Personen haben Schwierigkeiten, einige Farben und Grauabstufungen auseinanderzuhalten. Vermeiden Sie daher bunte Schriften auf farbigen Hintergrund.
• Unscharfes Sehen. Diese Personen sind gezwungen, alle Ansichten stark zu vergrößern.
• Blindheit. Diese Personen sind auf einen Screenreader angewiesen. Die Screenreader können nur maschinell Inhalte interpretieren.

Während einige Barrieren in einem PDF durch eine geschickte Wahl des Designs und Layouts beseitigt werden kann, müssen anderen Barrieren durch das Hinzufügen spezieller Metainformation behoben werden.

Wie bereits erwähnt wurde, haben PDFs hauptsächlich Anweisungen, wo, was gezeichnet werden soll. Screenreader können nur schwierig die Inhalte aus einem PDF in einer strukturierten Form vorlesen, weil sie einfach nicht wissen können, wie die Inhalte zueinander stehen oder was sie abbilden sollen. Deswegen wurden Tags in PDFs eingeführt. Diese zusätzlichen Tags orientieren sich an der Struktur von HTML. Das heißt, wenn eine Überschrift, in dem PDF dargestellt werden soll, bekommt diese Überschrift einen h1, bis h6 Tag. Wenn ein Textabschnitt gedruckt wird, bekommt dieser einen p Tag. Analog zu Tabellen in HTML werden auch die einzelnen Tabellen-Bereiche mit tbody, tr, td usw. getaggt.

Mithilfe dieser Informationen wissen die Screenreader sofort, um welche Typ an Inhalten es sich im Dokument handelt. Die Nutzer können dadurch viel leichter zwischen den Überschriften, Listen oder Tabellen navigieren.

Wie erstellt man barrierefreie PDFs maschinell?

Die meisten PDFs, die ein Unternehmen oder Behörde verschicken, sind maschinell erstellt worden. Unternehmen besitzen verschiedene Templates und ersetzen Platzhalter mit Kundendaten. Heraus kommt eine an den Nutzer personalisierte PDF. In diesem Fall wird die Erstellung der PDFs von entwickelten Programmen übernommen.

Auf diese oder ähnliche Art und Weise werden die meisten Dateien erstellt, die von Unternehmen versendet werden. Umso erstaunlicher ist es, dass es nur eine Handvoll Produkte gibt, barrierefreie PDFs serverseitig zu erstellen.

In der folgenden Tabelle sind einige Libraries zusammengetragen, mit denen man barrierefreie PDFs erzeugen kann.

* Für das in Java geschriebene Tool openhtmltopdf habe ich den Wrapper Html2PdfUa erstellt. Mit dem Wrapper können HTML zu barrierefreien PDFs direkt über das CLI erstellt werden.

Wie wir sehen, ist die Auswahl an Bibliotheken sehr begrenzt. Zudem ist die Arbeit mit Bibliotheken wie PDFLib äußerst umständlich. Die Bibliothek erlaubt zwar auf alles Einfluss zu nehmen, jedoch müssen selbst die einfachsten Dinge äußerst umständlich implementiert werden. Schwierig wird es hauptsächlich dann, wenn man dynamische Inhalte einfügen möchte. In der Natur von dynamischen Inhalten weiß man nicht immer, wie groß diese sind. Das wiederum hat Einfluss, wann und wo eine Seite umgebrochen wird. Spätestens an dieser Stelle wird PDFLib äußerst unhandlich. Im schlimmsten Fall sind sie gezwungen, selbst zu berechnen, wie viel Platz Ihre Inhalte in Anspruch nehmen werden und die Seitenumbrüche gezielt zu platzieren.

Deutlich bequemer und schneller kommen Sie an Ziel, wenn Sie eine HTML Vorlage erstellen und diese in ein PDF umwandeln. HTML wird von den Bibliotheken direkt mit den entsprechenden Tags versehen. Mit einigen CSS page-break Regeln können Sie zudem leicht steuern, wo die Seiten umgebrochen werden soll.

Die bequeme Handhabung kommt natürlich mit ein paar Kosten daher. Denn mann muss sich auf die Bibliothek verlassen und kann nicht Einfluss auf komplett alles in dem PDF nehmen. Knifflig wird es eventuell bei Dingen, die es in einer normalen HTML nicht gibt. Etwa Inhaltsverzeichnisse mit Referenz auf die Seite oder Fußnoten. Es lohnt sich daher vorher ein Blick in die Dokumentation. Mit openhtmltopdf und Html2PdfUa haben sich diese Sachen gut umsetzen lassen können.

Wenn Sie nur einfache Dokumente mit etwas Text erstellen wollen, sind Sie mit HTML basierten PDF-Bibliotheken bestens bedient. Sonst sollten Sie einen genauen Blick auf Ihre Anforderungen werfen und in der Dokumentation nach Lösungsansätzen schauen.

Barrierefreie PDF prüfen

Wie oben bereits erwähnt, ist Barrierefreiheit äußerst vielseitig. Es gibt unheimlich viele Dinge, die es zu beachten gibt. Eine große Hilfe sind zum einen die Richtlinien von  w3c und zum anderen Tools zum Prüfen auf Barrierefreiheit.

Das Tool zur Prüfung von PDFs auf Barrierefreiheit, das sich bis am meisten etabliert hat, heißt PAC3. PAC3 ist kostenlos und sollte daher unbedingt bei der Erstellung Ihrer barrierefreien PDFs verwendet werden. 
Ein Beispiel für eine barrierefreies PDF, die mit openhtml2pdf erstellt wurde, kann von meinem GitHub Repository heruntergeladen und mit PAC3 getestet werden.

Fazit

Vielleicht haben auch Sie schon das kleine Symbol auf diversen Seiten gesehen. Hinter diesem Symbol verstecken sich Einstellungen der entsprechenden Seiten zum Thema Barrierefreiheit.

Wir haben gesehen, dass die Bedeutung von diesem Thema zunehmen wird. Dementsprechend werden Sie dieses Symbol immer öfter sehen. Daher ist es besser, sich eher früher als später mit unvermeidbaren Themen auseinanderzusetzen.

In diesem Artikel habe ich mich ausschließlich mit barrierefreien PDFs auseinandergesetzt. Das liegt daran, dass es noch nicht viele Lösungen zu diesem Thema gibt. Jedoch gibt es Bewegung in der Entwicklung. Da wäre unter anderem eine Projektgruppe, die daran arbeitet, barrierefreie PDFs aus LaTeX zu erzeugen, was teilweise schon jetzt möglich ist. Zum anderen hat auch Chromium die Möglichkeit, barrierefrei PDFs beim Export zu erstellen. Leider sind die Lösungen noch nicht ausgereift und nur bedingt produktiv einsetzbar.

Möchten Sie bereits jetzt Ihre PDF-Templates auf barrierefreie Versionen umstellen, empfehle ich Ihnen eine der oberen Bibliotheken zu nutzen.
Bei technischer Umsetzung der HTML Templates für openhtmltopdf stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.